Natur der universalen Seele

Wenn du Bhakti praktizierst, blüht allmählich dein Wesenskern als spirituelle Seele auf, was vielleicht zunächst nur für dich selbst spürbar ist, aber bald auch in deinem Leben und deinen Handlungen sichtbar wird.

 

Mehr und mehr erfährst du auch alle anderen Lebewesen als spirituelle Seelen, als in ihrer Essenz dir gleich. Und dann beginnst du sogar das Dasein an sich, den ganzen Kosmos ebenfalls als bewusst und empfindsam wahrzunehmen. Und so fühlst du dich ganzheitlich mit allem in Liebe verbunden.

Das große Ganze, die Existenz an sich bzw. ihr Ursprung ist ebenfalls von spiritueller Natur. Das ist die Schlussfolgerung aller spirituellen Traditionen. In den alten vedischen Schriften wird sie als die universale Seele, die ursprüngliche Seele, die Überseele oder einfach als Gott bezeichnet. Da sie unser aller Ursprung ist, finden sich alle unsere Eigenschaften ebenfalls in ihr wieder. Sie ist ewiges Sein (sat), bewusstes Sein (cit) und glückseliges Sein (ananda). Und dies in unbegrenzter, allumfassender Form.

"Das große Ganze, die Existenz an sich bzw. ihr Ursprung ist ebenfalls von spiritueller Natur. Das ist die Schlussfolgerung aller spirituellen Traditionen."

Im Srimad-Bhagavatam wird diese Quelle der Existenz folgendermaßen beschrieben:

vadanti tat tattva-vidas tattvam yaj jnanam advayam

brahmeti paramatmeti bhagavan iti sabdyate

“Selbstverwirklichte Weise, die die Quelle allen Daseins erfahren haben, beschreiben diese absolute, non-duale Wahrheit als Brahman, Paramatma oder Bhagavan.” (Srimad-Bhagavatam 1.2.11)

Der erste Aspekt ist Brahman, was bedeutet, dass das Absolute alldurchdringend ist wie Licht oder Energie oder das Sein schlechthin. Überall ist Bewusstsein, überall ist Leben und alles Bewusstsein, alles Leben ist eng miteinander verknüpft.

Der zweite Aspekt lautet Paramatma (Überseele), was sich auf die lokalisierte Anwesenheit der Überseele in jedem Lebewesen und sogar jedem Atom bezieht. Die Überseele koordiniert die Bewegungen und Aktivitäten aller beseelten und unbeseelten Dinge im Universum untereinander. Ein feinfühliger Mensch spürt die Anwesenheit der Überseele in seinem Herzen als Ratgeber und Intuition.

Und der dritte Aspekt wird als Bhagavan bezeichnet, was auf die volle Entfaltung der Quelle aller Existenz als die ursprüngliche Person hinweist, mit allen Aspekten, die eine Person aufweist. Sie hat nicht nur Bewusstsein, Empfindungen, Energie, sondern auch einen Namen, eine Form, ein Gesicht und sie tritt in einen lebendigen Austausch ein mit anderen Personen, die von ihr selbst als ursprüngliche Person ausgehen.

Somit gibt es nicht nur die winzige individuelle spirituelle Seele, sondern auch die unbegrenzte, allumfassende spirituelle Seele. Das Verständnis der unbegrenzten Seele und unsere enge, vertrauliche Beziehung zu ihr ist ganz wesentlich für unsere Entwicklung von Bhakti. Es ist nicht möglich, unsere Liebe auf alle Lebewesen auszuweiten und gleichzeitig die ursprüngliche Seele zu ignorieren. Der Ansatz in Bhakti ist daher genau andersherum. Indem du beginnst, eine liebevolle Beziehung zur höchsten Seele aufzunehmen, weitet sich deine Liebe wie von alleine auf das ganze Dasein aus.

Als das Vollkommene Absolute besitzt die ursprüngliche Person alles in der gesamten Existenz. Sie besitzt nur eines nicht: Deine Liebe. Denn sie gehört allein dir, und nur du entscheidest, wem du sie schenkst. Wir leben in vielen Abhängigkeiten, aber unsere Liebe ist frei.

"Somit gibt es nicht nur die winzige individuelle spirituelle Seele, sondern auch die unbegrenzte, allumfassende spirituelle Seele. Das Verständnis der unbegrenzten Seele und unsere enge, vertrauliche Beziehung zu ihr ist ganz wesentlich für unsere Entwicklung von Bhakti.."

Bhakti bedeutet, deine Liebe der ursprünglichen Seele und damit der Existenz als Ganzem zu schenken. Wenn du dies tun kannst, dann wird deine Liebe uneingeschränkt, frei von jeder Dualität, da sie alles mit einschließt. Wenn du deine Liebe auf deinen Ursprung richtest, dann sind damit alle Lebewesen mit inbegriffen, da sie vom gleichen Ursprung ausgehen. Nichts wird deine Liebe mehr aufhalten können.

Im Grunde ist Bhakti keine indische Tradition, sondern ein universeller spiritueller Pfad. Bhakti ist ein essentielles Element von praktisch jeder spirituellen Tradition auf diesem Planeten. Was die indische Bhakti Tradition für mich so interessant macht, ist jedoch, dass das Bhakti-Element selbst (die Neigung zu lieben) die treibende Kraft auf diesem Pfad ist. Und dass ihr Wissen und ihre Methoden so gut dokumentiert sind und universell angewendet werden können. So wie Elektrizität überall auf der Welt funktioniert, so wirkt auch Bhakti unabhängig von dem Umfeld, in dem du dich befindest. Es ist an keine spezifische Kultur oder bestimmte Normen gebunden.

Liebe braucht Nähe und Vertraulichkeit. Deshalb hat Gott in der indischen Mythologie ein Gesicht, einen Namen und persönliche Eigenschaften. Alles, was du brauchst, um eine persönliche Beziehung zu ihm aufzunehmen. Er ist ein Gott zum Anfassen. Und er erscheint in einer Form, die deinen individuellen Bedürfnissen entsprechen. Daher hat er sogar unbegrenzt viele Gesichter, unendlich viele Namen und Eigenschaften. Als der Unbegrenzte sind seine Namen, Eigenschaften und Formen ebenfalls unbegrenzt, genau wie die Geschichten über seine Taten. 

"Liebe braucht Nähe und Vertraulichkeit. Deshalb hat Gott in der indischen Mythologie ein Gesicht, einen Namen und persönliche Eigenschaften. Alles, was du brauchst, um eine persönliche Beziehung zu ihm aufzunehmen."

Die Quelle aller Existenz, der höchste Gott, der omniszient (allwissend) und omnipotent (allmächtig) ist, wird in der Bhakti Tradition im allgemeinen Vishnu (der Allgegenwärtige) genannt. Von Vishnu gehen unzählige Avataras (Inkarnationen) aus, die zu bestimmten Zeiten und Umständen in der materiellen Welt erscheinen. All diese Avataras haben ihre eigenen Formen und persönlichen Eigenschaften. Dennoch sind sie ein und der gleiche Gott. Es spielt keine Rolle, in welcher Tradition Gott als die höchste Person verehrt wird, es ist immer der gleiche höchste Gott gemeint. Er stellt sich dem Individuum gemäß auf unterschiedliche Weise dar, aber er bleibt in seiner Essenz stets der Gleiche.

Die eine ursprüngliche Form Gottes erweitert sich also je nach den Bedürfnissen und Umständen in viele Vishnu-Formen, die alle die gleiche göttliche Kraft haben und die nicht voneinander verschieden ist. Gott ist eins, aber er präsentiert sich auf verschiedene Weisen.

Von all den unzähligen Avataras Vishnus sind zehn Formen besonders gut dokumentiert. Sie sind unter dem Namen “die Dasavataras” bekannt (“die zehn Inkarnationen”). Alle diese Avataras, und noch einige mehr, möchte ich euch in meinen verschiedenen Kursen und in meiner Video-Serie zum Srimad-Bhagavatam vorstellen.

Die Praxis von Bhakti beschäftigt sich also wesentlich mit dem Kennenlernen und der Zuwendung zur ursprünglichen Seele. Ihre Liebe für dich ist immer da und wartet nur auf deine Erwiderung. In der Praxis von Bhakti oder Bhakti-Yoga steht dir die höchste Seele daher ganz eng zur Seite und fördert und erwidert sogleich jede Art von Zuwendung zu ihr, die von deiner Seite kommt. Mit dieser Art von Unterstützung kannst du selbst die allergrößten Hindernisse überwinden, und es ist unmöglich, dass du dein Ziel verfehlst.

Aus Zuwendung wird Zuneigung, und aus Zuneigung wird Liebe. Reine Liebe hat viele Facetten und gipfelt in Prema, einem Zustand der Liebe, in der die Glückseligkeit so vollständig ist, dass sie durch nichts mehr beeinträchtigt werden kann.

In unseren Kursen gebe ich dir alle Hinweise, wie du die besondere Gunst und den vollständigen Schutz Vishnus erlangst und dich so der höchste Form der Liebe näherst.

Liebe braucht ein Objekt, sonst geht sie ins Leere. Das vollkommene Objekt der Liebe ist die ursprüngliche Seele, die Seele aller Seelen. So führst du deine Liebe zur Quelle der Liebe zurück und erlangst vollkommene Harmonie.

"Aus Zuwendung wird Zuneigung, und aus Zuneigung wird Liebe. Reine Liebe hat viele Facetten und gipfelt in Prema, einem Zustand der Liebe, in der die Glückseligkeit so vollständig ist, dass sie durch nichts mehr beeinträchtigt werden kann."

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